Auch in den USA geht die Diskussion um Koedukation und Monoedukation weiter, besonders nach dem Gesetz von 2002, das wieder öffentliche monoedukative Schulen zugelassen hat. Befürworter beider Lager vertreten ihre Standpunkte und legen die Ergebnisse ihrer Forschungen vor, die auch für unser Schulsystem von großem Interesse sind. Der Blick nach USA bestätigt, dass sich beide Positionen nur nähern können, wenn sie zugeben, dass nicht nur ein Schultyp für alle der beste sein muss, sondern dass es Wahlfreiheit geben muss.

Dazu auch die Serie auf erziehungstrends: Plädoyer für eine Mädchenschule.

Führt die Trennung von Jungen und Mädchen zu besseren Unterrichtsergebnissen?


Chicago’s Urban Prep Academy kann mit einer beeindruckenden Statistik aufwarten: Im Jahr 2006 konnten nur 4% der Erstklässler dieser öffentlichen Schule für Jungen, in einem der heruntergekommensten Stadtviertel von Chicago, ihrem Alter entsprechend lesen. Im Mai des vergangenen Jahres jedoch wurden die Abgänger der Schule zu 100% zum Studium an Fachhochschulen oder Universitäten zugelassen, viele mit dem Ziel einer akademischen Laufbahn.

Viele Experten schreiben den Erfolg von Urban Prep dem 8-stündigen Schultag, der intensiven Vorbereitung auf weiterführende Schulen und der Verdoppelung der Englischstunden zu. Andere heben jedoch einen anderen Aspekt hervor: das Format einer Jungenschule verbunden mit Lehrmethoden, die auf junge Männer zugeschnitten sind.

Monoedukation wird immer beliebter, seit der Verabschiedung des „No Child Left Behind Act“ (kein Kind soll zurückbleiben – Gesetz) im Jahr 2002, das lokalen Schulträgern die Förderung aus einem „Programm für Innovative Lehrmethoden“ gestattet, das die Einrichtung von Klassenverbänden gleichen Geschlechts als „vereinbar mit geltenden Gesetzen“ zugesteht. 2006 hatte das US-Erziehungsministerium das bestehende Gesetz zur Einschränkung von Monoedukation gelockert. Heute ist Urban Prep nach Angaben der National Association for Single Sex Public Education (NASSPE) eine von 95 öffentlichen nicht-koedukativen Schulen. Hinzu kommen etwa 445 öffentliche Schulen, die, obwohl koedukativ, bestimmte Klassen nur für Jungen oder Mädchen anbieten.

Sicher bewirkt die Trennung von Mädchen und Jungen allein noch keinen Lernerfolg, doch ist Dr. med. Leonard Sax, NASSPE Executive Director, Psychologe und Familientherapeut überzeugt, dass Schulen, die geschlechtsspezifisch optimierte Lehrmethoden anbieten, die Stärken von Jungen und Mädchen besser herausbilden können: „Wenn wir uns darauf versteifen, dass das Geschlecht bedeutungslos ist, kommen wir nicht voran. Wir fallen nur noch weiter zurück.“

Viele behaupten jedoch, dass der Erfolg der „Single-Sex”-Schule in erster Linie auf ein anspruchsvolles Curriculum sowie auf eine spezifische Förderung extracurricularer Aktivitäten zurückzuführen sei – Effekte, die man auch hätte verzeichnen können, wenn das andere Geschlecht in den Unterricht mit einbezogen gewesen wäre.

„Man kann nicht einfach behaupten, die Ergebnisse seien der Monoedukation geschuldet, wenn gleichzeitig weitere Unterrichtsparameter geändert werden“, sagt Dr. Diane F. Halpern, Professor für Psychologie am Claremont McKenna College, die als Expertin in einer Reihe von Verwaltungsgerichts-Verfahren über „Single-Sex”-Klassen in öffentlichen Schulen aufgetreten ist. Dr. Halpern hat sich mit weiteren Psychologen zur Gründung des American Council for CoEducational Schooling (ACCES) verbunden, einer Non-Profit Organisation, die Forschung zur Auswirkung von Schulausbildung auf Basis des Geschlechts der Schüler betreibt.

Befürworter von Koedukation berichten auch, dass die Aufteilung von Schülern nach Geschlecht – ob für eine ganze Schule oder nur für bestimmte Klassen – zu einer Benachteiligung führen könne, und es den Studenten später schwerer fallen könne, mit dem anderen Geschlecht Umgang zu pflegen.

„Schule bedeutet Vorbereitung auf das Erwachsensein“, so Halpern. „Wie können Jungen und Mädchen lernen, gleichberechtigt miteinander am Arbeitsplatz umzugehen, wenn sie es nicht in der Schule gelernt haben?“

Beide Seiten sind allerdings darüber einig, dass jedes Kind einzigartig ist und es deshalb eine Erziehung verdient, die sich Evidenz-basierter Lehrmethoden bedient, um besser auf die spezifischen Bedürfnisse einzugehen.

„Besonders wichtig ist jedoch, Schulstrukturen und Bildungsangebote so zu präsentieren, dass der einzelne Schüler mit seinen Interessen, Gewohnheiten und Motivationen angesprochen wird, und nicht als Mitglied einer Gruppe“, führt Dr. Lynn Liben, Psychologin an der Pennsylvania State University aus, die untersucht, wie Stereotypen Bildung und Berufswahl von Kindern beeinflussen.

Unterschiedliches Lernen

Single-sex Erziehungs-Befürworter argumentieren oft mit Entwicklungsunterschieden der Gehirne, die für eine Trennung von Jungen und Mädchen im Unterricht sprächen. Eine 2007 von einer Gruppe Neurowissenschaftlern des National Institute of Mental Health durchgeführte Neuro-Bild Längsschnittstudie an Kindern, weist aus, dass verschiedene Gehirnregionen sich bei Jungen und Mädchen in anderer Abfolge und unterschiedlich schnell entwickeln (NeuroImage, Vol. 36, No. 4). 

Die Untersuchung von 829 Gehirn-Bildern, die über 2 Jahre von 387 Probanden im Alter zwischen 3 und 27 Jahren aufgezeichnet wurden, brachte einige bemerkenswerte Unterschiede zu Tage. So zeigte beispielsweise der Hinterhauptslappen, der für die Verarbeitung von Bildinformationen zuständig ist, bei 6 bis 10-jährigen Mädchen eine besonders schnelle Entwicklung, die bei Jungen erst im Alter von 14+ Jahren in gleicher Weise feststellbar ist.

Andere Studien wiesen Unterschiede zwischen den Geschlechtern im Bereich der Sprachverarbeitung aus, nach denen das Sprachzentrum von vielen 5 Jahre alten Jungen, in etwa dem von 3-jährigen Mädchen entspricht. (Developmental Neuropsychology, Vol. 16, No. 3).

„Es kommt auf das richtige Timing an“, ist Sax, Autor mehrerer Bücher über Geschlechtsunterschiede, überzeugt. (Girls On The Edge: (Mädchen am Limit)  Die vier Auslöser der neuen Krise bei Mädchen | Leonard Sax | Basic Books (2010) | ISBN: 0465015611, eine Rezension findet man auf erziehungstrends.de) „Es reicht nicht, einen guten Unterricht anzubieten, man kann Kinder nur dann gut unterrichten, wenn sie reif zum Lernen sind.“ Jungen im Alter von 5 Jahren zu bewegen, still zu sitzen, ruhig zu sein und aufzupassen, entspricht meist nicht ihrem Entwicklungsstand, doch gibt es Methoden, Jungen das Lesen in dem Alter beizubringen, ohne dass man sie zum Stillsitzen zwingen muss. „In einer sehr erfolgreichen Klasse für 5-jährige Jungen kann man die unterschiedlichsten Verhaltensweisen sehen: ein Junge steht und murmelt vor sich hin, ein anderer liegt auf dem Boden, wieder ein anderer bewegt sich hin und her“, sagt Sax, „aber alle lernen intensiv zu lesen.“



Befürworter von Koedukation stimmen zu, dass es geringe physiologische Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Gehirnen geben mag, doch betonen sie im gleichen Atemzug, dass es keinen Beweis dafür gäbe, dass diese Unterschiede das individuelle Lernen beeinflussen könnten.

So durchforstete eine Metaanalyse (veröffentlicht im Psychological Bulletin Vol. 136, No. 6, Nov. 2010) 242 zwischen 1990 und 2007 durchgeführte Studien, in denen geschlechtsspezifische Leistungsunterschiede bei der Bearbeitung mathematischer Aufgaben untersucht wurden, die zum Ergebnis führte, dass Mädchen ebenso gut wie Jungen abschnitten.

„Die meisten Schülerinnen und Schüler kamen aus Koedukations-Klassen“, berichten die Autoren des Beitrags, wie die Psychologin Dr. Janet Hyde und Dr. Both Sax von der University of Wisconsin–Madison und die Psychologin Dr. Lisa Damour, stellvertretende Direktorin des Center for Research on Girls at Laurel School, einer freien Tagesschule für Mädchen meint, dass Geschlechtsunterschiede nicht übertrieben werden sollten.

„Wir sollten keine Curricula oder Lehrmethoden entwickeln, die nicht der Tatsache Rechnung tragen, dass viele Mädchen in Mädchenschulen wie Jungen denken und handeln, was natürlich auch umgekehrt gilt“, sagt Damour. Der Vorteil von Single-Sex-Schulen liegt in ihrer besonderen Dynamik, die andere Möglichkeiten bietet, als Koedukations-Schulen. Lehrer können in einer Klasse in der nur Mädchen, oder nur Jungen sitzen, Strategien anwenden, die in einer Klasse mit beiden Geschlechtern nicht so gut, oder gar nicht funktionieren, ist Damour überzeugt.

Obwohl Mädchen ebenso gute Leistungen in Mathematik wie Jungen liefern, zweifeln Mädchen öfter an sich selbst, wenn ihnen schwierige Aufgaben gestellt werden, wie eine Studie der Psychologin Dr. Carol Dweck von der Stanford University belegt. Diese Einstellung scheint zum Leistungsgefälle in mathematischen Fächern zwischen Jungen und Mädchen während und nach der Mittelschule beizutragen, so Damour, und um den Schülern verstehen zu helfen, dass ihre Fähigkeiten sich durch Fleiß verbessern lassen, bieten die Lehrer der Laurel School eine altersgerechte Einführung in Neurowissenschaft an, damit die Schüler verstehen, wie das Gehirn neue Verbindungen ausbildet, wenn es sich mit herausfordernden Aufgabenstellungen befassen muss.

Unterschiedliche Auffassungen

Einige Lehrer ziehen Parallelen zwischen Gehirn- und Muskelentwicklung, um den Schülern zu verdeutlichen, dass beide durch Training entwickelt werden und ständige Herausforderungen die Aufgabenbewältigung erleichtern. „Wir können uns den lieben langen Tag auf die Bedürfnisse von Mädchen konzentrieren, und denken in keiner Sekunde darüber nach, dass wir vielleicht die Jungen zu kurz kommen lassen“, sagt Frau Damour.

Da man annimmt, dass die derzeitigen Lehrmethoden geeignet seien, die Leistungen zu verbessern, einen besseren Notenschnitt zu erzielen, und die Übergänge zu weiterführenden Einrichtungen zu erleichtern, gibt es kaum gesicherte Erfahrungswerte, die belegen, dass Klassen, in denen nur Mädchen, oder nur Jungen unterrichtet werden, bessere Ergebnisse erzielen. Eine 2005 vom Erziehungsministerium in Auftrag gegebene Vergleichsstudie von Koedukations-Schulen und Monoedukations-Schulen kam mangels aussagefähigen Datenmaterials zu dem Schluss, dass die Ergebnisse nicht überzeugend genug sind, Geschlechtertrennung in der Schule zu unterstützen.

Das Problem, so sagen Experten, liegt in der Schwierigkeit begründet, saubere Vergleiche zwischen den Schultypen zu ziehen. Die meisten Studien zur Monoedukation beziehen sich auf private Schulen und berücksichtigen öffentliche Einrichtungen nicht. Hinzu kommt, dass die Studien praktisch nicht vergleichbar sind. Selbst wenn es sich um öffentliche Schulen und nicht gerade um Sonder- oder Elite-Schulen handelt, werden mit einer Umstellung auf eingeschlechtlichen Unterricht meist auch curriculare Änderungen vorgenommen, wodurch Leistungsänderungen mit anderen Schulen unvergleichbar werden.

„Die ganze Literatur zur Monoedukation ist tendenziös, da sie entweder einseitig die Schüler oder die Schultypen in den Blick nimmt“, ist Dr. Rebecca S. Bigler, Professor für Psychologie mit Schwerpunkt Geschlechterrollen-Entwicklung und Rassenmerkmal-Typisierung an der University of Texas at Austin überzeugt. „Man wird keine brauchbaren Ergebnisse zur Monoedukation erzielen, wenn der Einfluss dieser beiden Tendenzen nicht berücksichtigt und eliminiert wird.“ 

Forschung in diesem Bereich wird zusätzlich erschwert, da nach dem Gesetz eine Teilnahme am eingeschlechtlichen Unterricht nur auf freiwilliger Basis möglich ist. Da heute der Zugang zu „Single-Sex-Schulen“ vermehrt auf Basis von Losverfahren geregelt wird, nimmt Bigler jedoch an, dass es bald bessere Daten für weitere Studien geben sollte. 

Werden Gender-Klischees neu definiert?

Unterschiedliche Bewertung von Forschungsergebnissen sind nicht alleine Ursache für den Fortgang der Diskussion um Sinn und Unsinn von „Single-Sex Schulen“. Die Forschung ist auch uneins, ob eingeschlechtlicher Unterricht Vorbehalte der Geschlechter zueinander reduziert. Sax und andere sind der Auffassung, dass Monoedukation den Blickwinkel der Schüler erweitert und sie ermuntert, ihre eigenen Stärken und Interessen unbeeinflusst durch Gender-Stereotypen zu entwickeln.

Eine 2003 durchgeführte Studie der Erziehungspsychologin Dr. Abigail Norfleet-James an der University of Virginia, wies nach, dass Jungen an „Single-Sex-Schulen“ sich zweimal so häufig für Fächer, wie Kunst, Musik, Schauspiel und Fremdsprachen entschieden als Jungen mit vergleichbaren Fähigkeiten, die Koedukationsschulen besuchten. (Psychology of Men and Masculinity, Vol. 4, No. 2).

Obwohl sie es nicht speziell erforscht, ist Dr. Damour der Auffassung, dass die Schülerinnen der „Laurel“ weit stärker auf schulische Belange konzentriert sind, als auf die „typischen Probleme“ dieses Alters. „Während der Schulzeit sind sie nicht abgelenkt von einem „süßen“ Jungen und sie sind weniger besorgt, wie sie gestylt sind und welchen Outfit sie tragen“, so Dr. Damour. „Ich fühlte mich nie so recht entspannt in meiner öffentlichen Koed-Schule.“

Andere Experten glauben jedoch, dass die Teilung von Gruppen nach Geschlecht Vorbehalte gegeneinander eher fördern kann. Eine Studie von Liben und ihrer Assistentin Lacey Hilliard ergab, dass die Betonung von Geschlechtsaspekten bereits bei 3-jährigen Kindern Stereotypen verfestigt. Die Forscher untersuchten das Verhalten von 57 Kindern im Alter von 3-5 Jahren an zwei vergleichbaren Vorschulen über einen Zeitraum von zwei Wochen. 

Bei einer Gruppe sollten Erzieher auf jegliche Bezugnahme zum Geschlecht der Kinder verzichten, während die Erzieher der anderen Gruppe eine geschlechtsbetonende Ansprache benutzen, und z.B. die Kinder sich nach Geschlecht aufstellen lassen sollten. Jungen und Mädchen sollten zudem ihre Malarbeiten an unterschiedlichen Pinwänden anbringen, etc.

Nach Ablauf der Testphase untersuchten die Forscher, inwieweit die Kinder sich genderspezifische Stereotypen angeeignet hatten; so wurden sie beispielsweise gefragt, ob nur Mädchen mit Puppen spielen sollten, oder ob sie lieber mit Kindern des anderen Geschlechts spielen würden. Kinder aus der Gruppe, deren Erzieher keine geschlechtsbezogene Ansprache verwendeten, zeigten keine wahrnehmbaren Änderungen in ihrem Verhalten. Kinder aus der anderen Gruppe zeigten hingegen eine deutliche Zunahme „geschlechtstypischer“ Verhaltensweisen und eine geringere Neigung, mit Kindern des anderen Geschlechts zu spielen. Es wurde auch beobachtet, dass dies wirklich der Fall war. Die Studie erscheint in der Nov./Dez.-Ausgabe von Child Development (Vol. 81, No. 6). Diese Ergebnisse legen nahe, dass Kinder stark beeinflusst werden, wenn in ihrem Umfeld Geschlechtsunterschiede besonders betont werden, obwohl ihnen diese Unterschiede durchaus bewusst sind. Dr. Liben: „Diese Effekte haben einen signifikanten Einfluss auf späteres Lernverhalten und die Gestaltung persönlicher Beziehungen der Kinder.“

Andere befürchten negative Langzeiteffekte als Folge der Trennung von Mädchen und Jungen in der Schule. Die Erziehungspsychologin Sue Klein, EdD, Direktorin für Gleichstellung in Erziehungsfragen der Feminist Majority Foundation, einer Non-Profit Lobby-Organisation für Frauenrechte, Reproduktive Gesundheitsfürsorge und Gewaltfreiheit, ist der Meinung, dass die Trennung der Geschlechter in öffentlichen Schulen selten Gleichstellung bedeutet. Oft, so Klein, erfahren die Mädchen weniger Förderung und viele Monoedukations-Schulen oder -Klassen neigen zu Übertreibungen und befördern sogar Geschlechterdiskriminierung, indem sie Jungen zu Konkurrenzdenken und Aggression, Mädchen dagegen zu Passivität verleiten und unterstellen, dass Jungen schlecht in Rechtschreibung sind.

Zwar begründen viele Schulen die Geschlechtertrennung mit der 2006 erlassenen Gesetzesnovelle (Titel IX), doch sind viele Einrichtungen illegal, weil den Eltern nicht die Alternative einer koedukativen Schule bleibt, oder der Bezug zwischen den Erziehungszielen und dem eingeschlechtlichen Lehrprogramm nicht deutlich wird. „Wir müssen diesen ganzen Bereich noch besser verstehen lernen: doch ich glaube, wir wissen schon heute genug, um zu sagen, dass dies kein guter Weg ist, das beschränkte Erziehungsbudget zu verpulvern“. sagt Klein.

Es geht um Wahlmöglichkeiten!

Meine Einschätzung, sagt Sax, ist, dass die meisten Befürworter von Monoedukation nicht behaupten, dass diese die beste Form für jedes Kind sei. „Jungen wie Mädchen haben eine große Variationsbreite und deshalb halte ich Wahlmöglichkeit für das Beste. Eine Schulform kann nicht für alle gut sein.“

Effizientes Lehren hängt oft davon ab, dass man die Kinder zur Mitarbeit bewegt und sie begeistert, gibt der Psychologie-Professor Dr. Roy F. Baumeister von der Florida State University zu bedenken, und deshalb muss sich der Lehrer auf Motivation, Interesse und Neigungen jedes Kindes einstellen. „Amerikas Schulen haben mannigfache Probleme, für die es keine einfache Lösung gibt“, sagt Baumeister, Autor des Buches: Is There Anything Good About Men? (Oxford, 2010)

„Aber ich möchte einen Rat geben, der zu brauchbaren Lösungen führt, nämlich: verschiedene Wege ausprobieren.“

Während die Forschung sich weiter mit Vor- und Nachteilen der verschiedenen Schulformen beschäftigt, sollten die Eltern entscheiden, so Baumeister, welche Schulform für die Bedürfnisse und die Begabung ihres Kindes die Geeigneteste ist. „Viele Jungen und Mädchen fühlen sich wohl in gemeinsamen Klassen, aber es gibt ebenso viele, die besser in Klassen desselben Geschlechts lernen können“, und er fährt fort: „Die Gesellschaft profitiert von Wahlmöglichkeit und Diversität, wir sollten sie fördern.“

Die ACCESS- Forscher hingegen nehmen einen anderen Standpunkt ein: sie argumentieren, dass Trennung selten eine akzeptable Form von Wahlmöglichkeit sei, und dass die Förderung von Diversität in der Schule, nicht dagegen schulübergreifend, die beste Option sei. Psychologen und Erziehungsfachleute werden sicher gern weitere Informationen zu diesem kontroversen Thema von den Forschergruppen beider Richtung erfahren wollen.