(von unserer Partnerseite Mercatornet)

Wir leben in einer merkwürdigen Welt. In Australien ist es unüblich, mit 20 noch zu Hause bei den Eltern zu leben. Eltern werden nicht als lieblos angesehen, wenn sie erwarten, dass die Kinder mit etwa 18 Jahren das Haus verlassen, und die jungen Erwachsenen selbst sind dann meist durchaus erpicht darauf, ihre Freiheit zu genießen, wenn die Zeit gekommen ist.

In der Slowakei z. B. sieht die Situation total anders aus, wie eine jüngere Erhebung zeigt. Danach leben 74% der 18 bis 34jährigen, ungeachtet ihres Familienstandes oder ihres Berufs noch bei ihren Eltern, ein Trend im Übrigen, der in vielen ost-europäischen Staaten zu verzeichnen ist, besonders in solchen, die lange unter kommunistischen Regimen gelebt haben. 

Es ist wohl auch eine Frage der Mentalität; doch was ist richtig und was ist falsch? Wer kann sagen, dass schnelle Nestflucht besser ist als ein längerer Aufenthalt in der Pension Mama? Meines Erachtens muss man die Gründe eines solchen Lebensstils hinterfragen. 

Wer in Australien länger die Annehmlichkeiten des elterlichen Haushalts genießen möchte, tut dies wohl, um Geld zu sparen oder um besser versorgt zu sein. Die ethnischen Wurzeln spielen wohl auch eine Rolle. Ich selbst habe meine Wurzeln in Sri-Lanka, deswegen kam mir nie der Gedanke in den Sinn, das Elternhaus vor meiner Hochzeit zu verlassen, was dann auch so geschah. Die Slowaken haben wohl auch gute Gründe für ihre Haltung: Miete ist sicher ein wichtiger Faktor, besonders da Finanzkrise und Wohnungsknappheit oft kaum andere Alternativen bieten, als bei den Eltern zu leben, bis zur Eheschließung und häufig sogar danach, was aber in diesem Land kein Stigma bedeutet.

Ich denke, die Betroffenen müssen sich die Frage stellen, ob ein längeres Zusammenleben mit den Eltern der familiären Beziehung abträglich ist oder nicht, was natürlich von mehreren Faktoren abhängt, nicht zuletzt von den Wohnverhältnissen und der „Chemie“ unter den Beteiligten. Natürlich besteht auch die Gefahr für das Kind/die Kinder, sich nicht loslösen zu können/wollen, wenn die beruhigende Sicherheit besteht, dass man sich ja notfalls immer auf die elterliche Fürsorge verlassen kann. Jungverheiratete, die ihren gemeinsamen Weg im Haushalt der Schwiegereltern beginnen, haben es oft nicht leicht, da sie ihre Beziehung nicht frei gestalten können und manche Konflikte vorprogrammiert sind.