Um zu verstehen, wie uns die Massenmedien formen, lohnt es sich noch immer, David Riesmans Klassiker „Die ängstliche Masse" zu lesen. Mit prophetischem Scharfblick analysierte Riesman darin, wie sich in Konsumgesellschaften ein neuer Charaktertypus durchsetzt: An die Stelle der „Innenlenkung" durch das eigene Gewissen tritt immer mehr die „Außenlenkung" durch die Meinung der Anderen (1).
Nur wer frei ist, kann sich binden. Ehe und Familie sind die natürliche Schule gelebter freier Bindung von Personen und ihr besonderes Bewährungsfeld. Das Grundgesetz gebietet den Schutz von Ehe und Familie (Art. 6). Er wurzelt unmittelbar im Bekenntnis zur unantastbaren Menschenwürde (Art. 1). Von ihr ist politisch national wie international viel die Rede. Um der Freiheit willen. Der Mensch ist ein Freiheitswesen: Person. Deshalb kommt ihm Würde zu.
Jede Person ist einzigartig, einmalig. Und trifft freie Entscheidungen. Gäbe es nur mich allein. selbst dann würde jede freie Entscheidung mich binden, weil sie andere Möglichkeiten ausschließt. Zu meiner Lebenswirklichkeit gehört indes das Miteinander mit anderen Personen. Deren Würde habe ich anzuerkennen. Denn Würde kommt darin zur Geltung, dass sie Anerkennung findet.
Die erbittertsten Diskussionen werden heute über die Frage geführt, was denn „natürlich“ sei. Chinesische Weise haben hierzu einiges gesagt. - Ein immer wiederkehrendes Argument gegen gleichgeschlechtliche Partnerschaften ist, dass sie „unnatürlich“ seien. Doch ohne nähere Begründung macht solch ein Argument wenig Sinn. Was meinen Menschen, wenn sie etwas „unnatürlich“ finden? Meinen sie „ungewöhnlich“, „anormal“ oder „igitt, das mag ich nicht“?
Ein drastischer „Kind als Schaden“-Fall (Anita KRUZMANE against Latvia no. 33011/08) beschäftigt derzeit den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR): Gibt es in der EU ein Grundrecht auf die vorgeburtliche Tötung eines Kindes aus eugenischen Gründen? Beim Streitfall handelt es sich um eine Lettin, die als 40-Jährige im Jahr 2001 ein Kind mit Down-Syndrom zur Welt brachte. Sie klagte daraufhin ihren Arzt auf Schadenersatz für emotionalen Stress und finanzielle Schäden.
Ratschlag einer Professorin für Erstsemester - Vor einiger Zeit erhielt ich eine Anfrage der Chefredakteurin einer kanadischen Studentenzeitschrift. Rebekah Hebbert schrieb mir: „Wenn Sie nur eine einzige Botschaft, einen Rat oder eine Warnung für Ihre Studenten hätten, was würden Sie ihnen sagen wollen?“ Was, um Himmels willen könnte wohl diese einzigartige Botschaft sein?
Zwei Ereignisse der letzten Wochen legen nahe, dass die ideologische Basis bröckelt und eventuell zerbricht. - Von 1917 bis 1991, also mehr als 80 Jahre, herrschte in Russland eine Ideologie der Unterdrückung, die sich jedoch als Leuchtfeuer der Befreiung gerierte. Nach 40 Jahren brach das Lügengebäude zusammen, das Elend aber blieb. Romane, wie Dr. Schiwago von Boris Pasternak; Ein Tag im Leben des Ivan Denisowitsch von Alexander Solschenizyn; oder, Leben und Schicksal von Wassili Grossman enttarnten das Sovietsystem als das, was es wirklich war: eine Bande aggressiver, erstarrter alter Kröten, die ihr eigenes Volk, das sie regierten, belogen. Es brauchte noch einmal 30 Jahre, die kommunistischen Despoten abzuschütteln, aber ihre Ideologie war schon vorher am Ende.
Würde eine Moral-Pille mit einem Schluck Orangensaft wirklich jeden Menschen in eine Mutter Theresa verwandeln? Es ist noch nicht lange her, dass der Bioethiker der Princeton Universität Peter Singer, mit seiner Assistentin, Agata Sagan, in der New York Times die Entwicklung einer Moral-Pille vorschlug. Ihre These: moralisches Verhalten beruht zumindest teilweise auf biochemischen Prozessen. Weshalb sollte also moralisches Verhalten nicht mit Medikamenten beeinflussbar sein?
Was sollte Studenten wichtiger sein, ein guter Job oder ein erfülltes Leben? -- Gegen eine gute Ausbildung ist nichts einzuwenden; ein erfüllender beruflicher Werdegang ist wichtiger Bestandteil eines guten Lebens. In meiner Arbeit an der Universität habe ich mich über viele Jahre der Berufsvorbereitung gewidmet. Ich war damals Dekan der medizinischen Fakultät und es gab natürlich noch weitere Vorbereitungskurse in den anderen Fakultäten. Unsere Studenten waren alle begabt, doch oft zu eng auf ihre Lernziele fokussiert.
Euthanasie ist in Ordnung, aber kleine Jungs beschneiden, geht zu weit --- Die kreative Energie der Euthanasie-Advokaten in den Niederlanden ist scheinbar grenzenlos. Der letzte Schrei ist der Vorschlag für eine mobile Eingreiftruppe für Lebensmüde. Die Lobbygruppe „Recht aufs Sterben“ möchte, mit entsprechend ausgestatteten Fahrzeugen, Patienten zu Hause besuchen, um sie dort zu töten, damit sie nicht ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen. Die ist zwar z. Zt. nur ein Vorschlag, doch solche Vorschläge können leicht im ersten Land, das Euthanasie legalisiert hat, zur Richtlinie mutieren.
Klagen über Vereinsamung, über die Atomisierung unserer Gesellschaft, über den Egoismus, die Ellenbogengesellschaft etc. nehmen beängstigend zu. Könnte es sein, dass wir bei aller Fortschrittlichkeit dabei sind, eine wichtige Fähigkeit zu verlieren: Freunde zu gewinnen? Darüber nachzudenken, wie man schon Kinder zur Freundschaft befähigen kann, lohnt sich.